Darüber hinaus…

Angst ist das Tor zu mehr.

Jens Corssen

Stell dir vor, ein Bewerbungsgespräch steht an und du bist furchtbar aufgeregt. Die ausgeschriebene Stelle ist sehr attraktiv für dich und du möchtest dich möglichst gut darstellen. Aber du hast Herzklopfen, schwitzige Hände und du weißt einfach nicht, wie du diesen Termin überstehen sollst. Du hast vielleicht Angst…

Stell dir vor, du hättest schon lange vor, mit dem Fahrrad von Köln aus ans Meer zu fahren. Du weißt jedoch nicht, wie dein Partner darauf reagiert. Es ist schon lange dein Herzenswunsch. Doch bisher hast du dich nicht getraut, deinen Partner darauf anzusprechen. Was wird er dazu sagen? Wird er dich auslachen? Wird er dich unterstützen? Du hast dir fest vorgenommen, das Gespräch darauf zu bringen. Aber du hast vielleicht Angst…

Stell dir vor, jeden Tag tust du das Gleiche. Du stehst auf, gehst duschen, putzt dir die Zähne, ziehst dich an, frühstückst und gehst müde zur Arbeit. Dorthin gehst du schon lange nicht mehr gerne. Irgendwie immer das Gleiche. Das Telefon klingelt am laufenden Band und die Kunden sind auch jeden Tag immer unzufriedener. Eigentlich träumst du schon lange davon, einmal eine Weltreise zu machen. Dafür müsstest du eine längere Auszeit nehmen. Was sagt wohl dein Arbeitgeber dazu? Du hast was gespart, aber man weiß ja nie, was noch so kommt. Womöglich geht dein Auto bald kaputt und was ist, wenn das Geld dann weg ist? Du hast vielleicht Angst…

Angst ist das Tor zu mehr… Aber nicht nur zum wirklichen Meer im Sinne von Ozean. Wenn wir unsere Ängste überwinden, steht dahinter vielleicht mehr: vielleicht eine neue Arbeit, vielleicht eine spannende Erfahrung zusammen mit unserem Partner oder gar eine Weltreise, von der wir immer schon einmal geträumt haben… Auf jeden Fall aber mehr Selbstbewusstsein, weil du dich getraut hast, etwas für dich zu tun. Weil du Hindernisse überwunden hast, von denen du nie gelaubt hättest, sie überwinden zu können. Das wichtigste ist der erste Schritt durch das Tor.

Wenn wir das Tor der Angst durchschreiten, sehen wir, dass die Angst an sich uns nichts tun kann. Sie erscheint uns nur wie ein riesiges Tor, das uns vielleicht beeindruckt oder sogar ein bisschen überfordert. Was dahinter ist, können wir aus unserer Perspektive noch gar nicht genau erkennen. Da ist eine vage Ahnung. Welche Drachen mögen dahinter auf uns lauern? Vielleicht aber auch ein großer Schatz? Vielleicht beides und eine ganz große Liebesgeschichte?